Leipzig is(s)t so frei – Bio und regional? Natürlich und sozial!

Der BUND fordert mit seiner Kampagne „Leipzig is(s)t so frei – Bio und regional? Natürlich und sozial!“ den biologischen Anbau als Grundbedingung für zukünftige Verpachtungen ab zehn Hektar landwirtschaftliche Nutzflächen der Stadt Leipzig.

ERFOLG!

Durch die Organisation von Podiumsdiskussionen und Runden Tischen sowie knapp 6.000 Unterzeichner*innen der Petition trug die Kampagne des BUND Leipzig dazu bei, ein nachhaltigeres Vergabekonzept für landwirtschaftliche Flächen der Stadt Leipzig mit auf den Weg zu bringen. Am 18. Oktober übergaben wir die knapp 6.000 Unterschriften an den Leipziger Baubürgermeister. Am selben Tag wurde mit großer Mehrheit in der Ratsversammlung ein umfangreicher gemeinsamer Änderungsantrag des ersten Teilkonzept Landwirtschaft in Leipzig beschlossen. Ein Kriterienkatalog wurde darin ausgearbeitet, der die Flächen vorrangig an ökologische wirtschaftende Landwirtschaftsbetriebe verpachtet. Mit dem Änderungsantrag konnten wir durchsetzen, dass ein Komplettverzicht auf Pestizide stärker bewertet wird, als eine bloße Reduktion! Ein Erfolg, der vor allem der Artenvielfalt und unserer Gesundheit zu Gute kommt!

Die Regionalgruppe leistet damit einen maßgeblichen Beitrag für die Reduktion von Pestiziden und damit für mehr Biodiversität sowie regionale und gesunde Lebensmittel!

Vielen Dank für eure Unterschriften!

Wir danken allen, die uns unterstützt und somit den Ökolandbau in Leipzig gefördert haben.

Alle Informationen zur Kampagne "Leipzig is(s)t so frei" finden Sie im nachfolgenden Text.

Ja, zu mehr Ökolandbau in Leipzig!

Wir fordern eine Verpachtung der 1.800 Hektar städtischem Agrarland ausschließlich für Ökolandbau und so für mehr Bio aus und für Leipzig. Das ist unser Beitrag gegen das Insektensterben und für mehr Klimaschutz sowie für gesundes und pestizidfreies Essen für uns alle, denn Leipzig is(s)t so frei!

Unsere Petition im Wortlaut

Kürbisse in Kiste

Ziel der Petition ist die ausschließliche Neu- und Weiterverpachtung der 1.800 Hektar städtischen Agrarland für Ökolandbau. Ausgenommen von dieser Regelung sollen Pachtflächen sein, die eine Fläche von weniger als 10 Hektar aufweisen. Damit leistet die Stadt Leipzig einen signifikanten Beitrag gegen das Insektensterben, für mehr Klimaschutz sowie für gesundes und pestizidfreies Essen für uns alle, denn Leipzig is(s)t so frei!

Daher fordern wir konkret:

  • Landwirtschaftliche Flächen der Stadt Leipzig sollen bei Neu- und Weiterverpachtung ausschließlich an ökologisch wirtschaftende Betriebe gehen (EU-Bio-Siegel) und damit
  • die Verhinderung von Pestizidausbringung auf kommunalen Agrarflächen und somit die konsequente Umsetzung des Stadtratsbeschlusses von 2015 zum Pestizidverzicht
  • Befreiung von der Pacht während der Umstellungsphase auf ökologische Bewirtschaftung

Begründung zur Kampagne

Die Stadt Leipzig ist Eigentümerin von gut 18 Prozent der insgesamt 10.000 Hektar Landwirtschaftsfläche im Stadtgebiet Leipzigs. Es bestehen mehr als 130 Landpachtverträge mit 66 Pächter*innen.

In Deutschland beläuft sich der Anteil ökologisch bewirtschafteter Agrarfläche zurzeit auf 10%. Das Ziel der Bundesregierung ist ein Anteil von 30% bis 2030. Um dieses Ziel zu erreichen, sind gerade die öffentlichen Landeigentümer in der Pflicht, den Ökolandbau auf ihren Flächen konsequent zu unterstützen. Wer Land aus öffentlichem Besitz nutzen möchte, sollte es zur Wohle der Allgemeinheit bewirtschaften. Der Ökolandbau erbringt ein hohes Maß an Gemeinwohlleistungen wie Wasser-, Arten-, und Klimaschutz.

Auch in Leipzig soll der Anteil der Öko-Landwirtschaft erhöht werden. Aus einem Beschluss der Ratsversammlung aus dem Januar 2020 entstanden bislang ein Grob- sowie ein Feinkonzept. Der BUND Leipzig will mit der Petition erreichen, dass Ökolandbau die Vorbedingung für die Anwendung des Feinkonzeptes ist. Im bislang vorliegenden Feinkonzept ist der Ökolandbau nur ein Kriterium von vielen. Das Kriterium Ökolandbau kann dann aus dem Feinkonzept gestrichen werden, welches ansonsten unverändert bleiben kann.

Die Neujustierung der Verpachtungskriterien bietet eine einmalige Gelegenheit, um den Anteil vom Ökolandbau im Stadtgebiet in den nächsten Jahren signifikant erhöhen zu können. Altverträge bestehen bis zum Pachtende weiter. Damit wird die Ökoanbaufläche schrittweise erhöht.

Die Intensivierung der Landwirtschaft trägt maßgeblich zum Rückgang der Artenvielfalt und der Bedrohung der Ökosysteme bei. Anlass zur Sorge bietet beispielsweise der gravierende Rückgang der Biodiversität bei Fluginsekten: Innerhalb von 27 Jahren nahm die Biomasse von Fluginsekten um mehr als 75% in 63 deutschen Naturschutzgebieten ab. Insbesondere der Einsatz von chemisch-synthetischen Pestiziden kann dabei durch die Wirkung auf Nicht-Ziel-Organismen zu einem erheblichen Rückgang der Biodiversität führen. Der Ökolandbau verzichtet auf die Anwendung von chemisch-synthetischen Pestiziden. Die Zertifizierung (EU-Bio-Siegel) schützt die Integrität und damit langfristig Erfolg und Qualität des Ökolandbaus. Sie gewährleistet die Einhaltung der geforderten Bewirtschaftungsmaßnahmen.

Darüber hinaus können über den Verzehr von mit Pestiziden belasteten Lebensmittel direkte negative Auswirkungen für die menschliche Gesundheit entstehen. Zeitgleich steigen Lebensmittelpreise immer weiter und nicht jede*r kann sich Bioprodukte leisten. Durch eine Vergrößerung des lokalen Angebots und eine geringere Preisdifferenz zu belasteten Produkten sollen alle Leipziger*innen die Möglichkeit haben mehr pestizidfreie Lebensmittel konsumieren zu können. Die Politik muss hier aktiv werden und für gesunde Lebensmittel für alle sorgen. Das ist eine Frage der Gerechtigkeit.

Da die ökologische Landwirtschaft aufgrund des Verzichtes auf chemisch-synthetische Pestizide, dem Einsatz abwechslungsreicher Fruchtfolgen, der Schaffung und Erhalt naturnaher Lebensräume (z.B. Hecken, Grünstreifen) und reduzierter Stickstoffdüngung dem Rückgang der Biodiversität entgegenwirkt, fordern wir mehr Ökolandbau auf den 1.800 Hektar Leipziger Ackerfläche.

Das ist ökologisch und sozial!

Oktober 2023

Franz Himmighofen

Am 18.10.2023 haben wir 5406 Unterschriften gesammelt und an den Leipziger Oberbürgermeister übergeben.

April 2023

Thomas Puschmann

Am 17. Mai 2023 versammelten wir uns mit dem Leipziger Stadtrat, um das neue Landwirtschaftskonzept in einer Podiumsdiskussion einzubringen. Kritisiert wurde am Landwirtschaftskonzept, dass es lediglich ein Kriterienkatalog ist und, dass Ökolandbau nur eines der Kriterien ist, aber nicht Voraussetzung. Statt der im Entwurf erläuterten Pestizidreduktion fordern wir ein Verbot. Im Konzept fehlten noch ein großes Ziel und konkrete Maßnahmen wie Ökolandbau gefördert werden soll.

November 2022

Thomas Puschmann

Die Kampagne "Leipzig is(s)t so frei" startete im November 2022. Überall wo wir hinfuhren, nahmen wir unsere Unterschriftenlisten mit und waren fleißig am Sammeln. 

FAQ

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Was versteht man überhaupt unter Pestiziden?

Als Pestizide werden im weiteren Sinne viele unterschiedliche Stoffe und Stoffkombinationen bezeichnet, die als "Pflanzenschutzmittel" oder als Biozide eingesetzt werden.
Sie sind  insbesondere für Pflanzen (Herbizide), Insekten (Insektizide) oder Pilze (Fungizide) giftig. Oder: Als Wirkstoffe werden sie insbesondere gegen Pflanzen (Herbizide), Insekten (Insektizide) oder Pilze (Fungizide) eingesetzt.

Stellt die Erhöhung des Anteils an Bioflächen einen wichtigen Beitrag zum Natur- und Umweltschutz dar?

Das ist einer der entscheidenden Punkte: Der Verzicht auf Pestizide hängt maßgeblich mit der Qualität von Grundwasser, Boden und Biodiversität zusammen. Expert*innen weisen regelmäßig nach, wie stark Flüsse, Seen und Grundwasser durch Pestizide belastet sind. Die Schadstoffe stammen häufig aus der Landwirtschaft und gelangen durch Versickerung, Oberflächenabfluss und Abdrift in die Gewässer.

Mit dem Verzicht auf chemisch-synthetische Pestizide retten wir also auch Insekten, Vögel und Bienen?

Insekten bestäuben Blüten, bekämpfen Schädlinge und sorgen für reichhaltige Ernten. Seit langem schrumpfen ihre Populationen dramatisch, was Mensch und Natur in Bedrängnis bringt. Pestizide haben daran ihren Anteil.
Durch die Nahrungsketten sind viele Arten betroffen. Gerade insektenfressende Vögel sind stark gefährdet.

Wir können aus Leipzig nicht die ganze Welt retten, oder?

Die Zeit rast - wir befinden uns in der größten Biodiversitätskrise (Artensterben) der Menschheitsgeschichte.
Regionaler Bioanbau ist ein entscheidender Beitrag zum Artenschutz und damit ein Beispiel, wie wir global denken und hier vor Ort in Leipzig aktiv handeln können.

Gibt es wirkliche Alternativen zu Glyphosat und Co?

Tiere wie Marienkäfer, Schlupfwespen oder Ohrenkneifer sind natürliche Schädlingsbekämpfer und wirkungsvolle Pflanzenschützer. Sie sind gut für die Umwelt und sparen Kosten, doch ihr Lebensraum wird durch den Pestizideinsatz bedroht.

Wird Leipzig jetzt eine Ökodiktatur?

Die Stadt Leipzig verpachtet insgesamt  ca. 1.800 ha Agrarfläche. Insgesamt gibt es in Leipzig 29.781 ha. In Deutschland ist der Bioflächenanteil zur Zeit bei 7,5 %. Deutschland hat als Ziel 20 % Biolandband bis zum Jahr 2030 ausgegeben.

Ist eine verpflichtende BIO-Zertifizierung nicht unfair gegenüber SoLaWis?

SoLaWis produzieren zum ganz überwiegenden Teil ökologisch und die gemeinschaftlich-soziale Struktur der SoLaWis gewährleistet ökologische Lebensmittel ohne Biozertifizierung. Deswegen sollen kleine landwirtschaftliche Betriebe (<10 Hektar Pachtfläche), die nachhaltig Landwirtschaften (im Sinn der Öko-Standards), für die jedoch eine Umstellung zu Bio-Landwirtschaft nicht stemmbar ist, von der Regelung ausgenommen werden.

Ist in Zeiten des Krieges in der Ukraine Ernährungssicherheit nicht wichtiger als Biolandwirtschaft?

Biologische Landwirtschaft bringt nur anfänglich weniger Ertrag, später bringt Biolandwirtschaft mehr Ertrag. Wir sollten langfristig denken. Es gibt genug landwirtschaftliche Erzeugnisse. Diese werden zu einem großen Teil für die Fleisch - und Agrospritproduktion verwendet. Der entscheidende Ansatz ist daher weniger Fleisch zu konsumieren und aus Lebensmitteln kein Agrosprit zu machen.

Sind Lebensmittel durch die Inflation nicht eh schon teuer genug?

Wir gehen davon aus, dass die starke Inflation kein Zustand von Dauer sein wird und sich die Lebensmittelpreise wieder "normalisieren". Eine sich ausweitende biologische Landwirtschaft ist ein entscheidender Beitrag zum Erhalt unserer Lebensgrundlagen!

Ist BIO nicht unsozial und nur etwas für die Reichen?

Der Zugang zu pestizidfreien Lebensmitteln muss für alle Menschen möglich sein. Daher muss sich der Anteil der Bio-Anbaufläche vergrößern. Die Politik muss hier aktiv werden und für gesunde Lebensmittel für alle sorgen. Das ist eine Frage der Gerechtigkeit.

Werden durch den Zwang auf BIO umzustellen nicht Hobbylandwirte benachteiligt?

Unsere Forderung greift erst ab einer Anbaufläche von 10 ha. Darüber hinaus kann nicht mehr von einer Hobbylandwirtschaft gesprochen werden.

Kommt der Bio-Zwang nicht einer Enteignung für die Bäuer*innen gleich?

Es müssen nicht alle Landwirt*innen sofort auf BIO umstellen. Die gültigen Pachtverträge haben Bestandsschutz - sind also nicht betroffen. Der Anteil an Bioanbau vollzieht sich nach und nach, wenn die Pachtverträge auslaufen.

Sind Biolebensmittel wirklich gesünder?

Etwa 50 % der Lebensmittel auf dem europäischen Markt sind pestizidbelastet.
Biolandwirtschaft verpflichtet sich auf chemisch-synthetische Pestizide zu verzichten. Jährlich erkranken 385 Millionen Menschen an Pestizidvergiftungen. Bei schweren Verläufen kann es zum Versagen von Organen wie Herz, Lungen und Nieren kommen.

Gibt es in Leipzig überhaupt genug BIO-Nachfrage?

Leipzig ist die schnellwachsendste Stadt Deutschlands und immer mehr Leipziger*innen ernähren sich bewusst und gesund und wollen z. B. durch den bewussten Kauf von Lebensmitteln, welche ohne chemisch-synthetische Pestizide angebaut werden einen aktiven Beitrag zum Bienenschutz und gegen das Insektensterben leisten.
Die Frage ist auch, ob ein Bio-Apfel aus Neuseenland noch Bio ist. BIO und Regionalität gehören zusammen

Was habt ihr gegen das Vergabesystem der Stadt?

Das Kriterienset zur Bewertung der Pachtangebote beinhaltet zwar die Förderung des ökologischen Landbaus und die Reduktion des Pestizidmitteleinsatzes, allerdings ist die Gewichtung in der Gesamtbewertung zu gering. Somit wird Bäuer*innen kaum ein Anreiz geboten nachhaltigere Landwirtschaft zu betreiben.

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